Sonntag, 4. Februar 2024
Kirche Maria Frieden
Giovanni Legrenzi (1626-1690): Triosonate in G, La Benaglia, op. 4/3
Antonio Caldara (1670-1736): Triosonate in e, op. 1/5
Giovanni Legrenzi: Triosonate in G, La Raspona, op. 2/6
Agostino Tinazzoli 1660-1723): Sonata Duodecima in d, Elevatione
Antonio Vivaldi (1678-1741): Triosonate in g, op. 1/1, RV 73
Agostino Tinazzoli: Toccata in d
Antonio Vivaldi: Triosonate in d, La Follia, op. 1/12, RV 63
Jana Karsko (Violine), Kio Seiler (Violine), Nicola Mosca (Violoncello), Giorgio Paronuzzi (Cembalo), Emanuele Forni (Theorbe), Dirk Trüten (Orgel)
Venedig ist eine Stadt der Musik, die ihresgleichen sucht. Seit über 500 Jahren haben dort die Besten der Besten musiziert und komponiert. 200 Jahre lang war Venedig das Zentrum des Notendrucks. Bereits im frühen 17. Jahrhundert erschienen hier zahlreiche Drucke mit Triosonaten, einer damals neuen Musikgattung, bei der sich zwei gleichwertige Melodielinien im Gleichgewicht zu einem harmonisch stützenden Basso continuo entfalten können. Dieses Prinzip war so erfolgreich, dass es auch in der venezianischen Orgelmusik Anwendung fand, wie die schwungvollen Toccaten und intimen Sonaten von Agostino Tinazzoli belegen. Auch hier notiert der Komponist nur eine oder zwei Melodiestimmen und eine bezifferte Basslinie, zu der der Organist die passenden Harmoniestimmen improvisatorisch hinzufügen muss.
Während die frühen Triosonaten oft in gedruckten Sammlungen geistlicher oder weltlicher Vokalmusik enthalten waren, publizierte Giovanni Legrenzi 1655 die erste Sammlung nur mit Triosonaten, die zu ihrer Zeit zu den progressivsten Werken dieser Gattung überhaupt gehörten. Legrenzi gab so einen Stil vor, der u.a. von Vivaldi und Bach aufgegriffen wurde, was sich etwa an Bachs Fuge BWV 574 über ein Thema Legrenzianum zeigt.
In Venedig erwies sich dann v.a. Antonio Vivaldi als Vollender der barocken Sonatenkunst. Dabei löst er sich von den Vorbildern und lotet das Potenzial dieser Gattung voll aus. So lässt er uns zunächst in die besinnliche und intensive Atmosphäre einer venezianischen Kirche eintauchen, um uns dann mit Tanzsätzen zu überraschen, in denen ein virtuoser Wettstreit zwischen den Geigen stattfindet. Die abschliessende Follia ist eines der Meisterwerke des Sonatenrepertoires für zwei Geigen, das eine unwiderstehlich mitreissende Wirkung hat. Langsame und schnelle, nachdenkliche oder temperamentvolle Variationen folgen einander in einer stilistischen Meisterschaft, die die Ausführenden – und die Zuhörer – von der Intimität zur Virtuosität führt.