Hauptorgel, Maria Frieden

Orgel von Bernhardt Edskes (2014)

Die 2014 neu erbaute Hauptorgel der Kirche Maria Frieden gilt als eine der wichtigsten Schöpfungen des historisch informierten Orgelbaus in der Schweiz.

Die besonderen architektonischen Gegebenheiten der Kirche führten zu einem in dieser Art wohl einmaligen Orgelkonzept, bei dem das Pfeifenwerk in zwei spiegelsymmetrisch gestalteten, dem polygonalen Wandverlauf folgenden Gehäusen untergebracht und von einem freistehenden Spieltisch rein mechanisch angesteuert wird.

Auf diese Weise konnte der Blick auf das eindrückliche Westfenster freigehalten und gleichzeitig auf der grosszügig dimensionierten Empore eine ideale Situation für das Musizieren mit Chören geschaffen werden.

Klanglich und technisch orientiert sich das Instrument am Werk Arp Schnitgers (1648-1719), des wohl bedeutendsten Orgelbauers seiner Zeit. Die sich aus der Schnitger-Nachfolge ergebende Klanggestalt wurde um einige Besonderheiten erweitert, welche wesentliche Forderungen Johann Sebastian Bachs an seine „ideale Orgel“ aufgreifen und die Dübendorfer Edskes-Orgel zu einem für die Bach´sche Orgelkunst geradezu prädestinierten Instrument werden lassen.

Dieses Klangideal beanspruchte im Übrigen bis weit ins 19. Jahrhundert Gültigkeit und entsprach insbesondere Mendelssohns Art, „die Orgel zu behandeln und für dieselbe zu denken“.

Eine weitere Besonderheit bildet das vollkommen selbständige Pedalwerk, welches für sich allein eines der beiden Gehäuse beansprucht und seinem die Manualwerke beherbergenden Pendant klanglich und architektonisch gleichwertig gegenübersteht – eine wichtige Voraussetzung für die Interpretation der Werke der norddeutschen Orgelschule, der Werke Bachs und vieler anderer Werke der Orgelliteratur.

Disposition

Hauptwerk Positiv Pedal
Principal 8’ Gedackt 8’ Praestant 16’
Quintade 16’ Salicional 8’ Subbass 16’
Hohlflöte 8’ Quintade 8’ Octav 8’
Viola di Gamba 8’ Principal 4’ Bourdon 8’
Octav 4’ Rohrflöte 4’ Rohrquint 6’
Spitzflöte 4’ Nasat 3’ Octav 4’
Quint 3’ Octav 2’ Octav 2’
Superoctav 2’ Waldflöte 2’ Rauschpfeife II
Cornet V Quint 1 1/2’ Mixtur IV
Mixtur IV Sesquialtera II Posaune 16’
Cimbel II Scharff IV Trompete 8’
Fagott 16’ Dulcian 8’ Schalmey 4’
Trompete 8’

Manualkoppel
Tremulant Manualwerke
Tremulant Pedal
Pianovorrichtung des Positivs als Registerzug

Register- und Spieltraktur

rein mechanisch

Windversorgung

drei Keilbälge

Temperierung

„Bach wohltemperiert 1722“

Der Orgelbauer

Bernhardt Edskes stammt aus Groningen (NL), wo er früh mit dem reichen orgelhistorischen Erbe dieser Region in Berührung kam. Seit 1975 führt er eine eigene Werkstatt in Wohlen (AG). Er ist für seine konsequente Restaurierungspraxis und Rekonstruktionen von Orgeln aus Renaissance und Barock bekannt (u.a. 2017 Rekonstruktion der verlorenen Schnitger-Orgel von 1699 der Lutherischen Kirche in Groningen), hat aber auch Orgeln aus dem 19. Jahrhundert restauriert und zahlreiche eigenständige Neubauten verwirklicht. Wie für seinen Bruder, den Groninger Organologen Cornelius H. Edskes (1925-2015), bildet das Werk von Arp Schnitger den Mittelpunkt und die konzeptionelle Orientierung für seine Neubauten. Daneben hat Edskes besaitete Tasteninstrumente wie Cembali und Clavichorde gebaut.

Unter dem Titel „Orgelbaukunst“ haben die Organisten Dirk Trüten und Sietze de Vries 2020 eine umfangreiche Festschrift zum 80. Geburtstag von Bernhardt Edskes herausgegeben. Das Werk enthält bebilderte Porträts seiner wichtigsten Arbeiten sowie Beiträge zahlreicher Wegbegleiter zu Leben und Werk. Es ist auch als E-Book erhältlich (mit zusätzlichen Hörbeispielen der vorgestellten Orgeln).

Zu bestellen über https://buchundnetz.com/werke/orgelbaukunst/ oder im Buchhandel