Johann Sebastian Bach: Weihnachtsoratorium (Kantaten I und III)

Sonntag, 10. Dezember 2023

Kirche Maria Frieden

Christina Boner (Sopran), Tobias Knaus (Altus), Akinobu Ono (Tenor), Sebastián León (Bass),
Barockensemble convivium musicum zürich, Dirk Trüten (Orgel)

Unter den grossen vokal-instrumentalen Werken Bachs ist das 1734 uraufgeführte Weihnachtsoratorium bis heute zweifellos das beliebteste. Wenn die fünf markanten Paukenschläge ertönen, mit denen der erste Teil anhebt, dann ist Weihnachten! In Wort und Ton fasziniert das Werk auch den heutigen Hörer unmittelbar. Thematisches Rückgrat Bachs weihnachtlicher Klangrede in Wort und Ton ist die Weihnachtsgeschichte nach dem Evangelisten Lukas. Von den sechs Kantaten des Oratoriums erklingen in unserer Dübendorfer Aufführung die erste und dritte, welche die eigentliche Geburt Christi zum Thema haben.

Der grundlegende Aufbau des Oratoriums orientiert sich an der gottesdienstlich-liturgischen Ordnung und ist in jeder Kantate etwa folgender: Auf eine Einstimmung (festlicher Eingangschorsatz oder instrumentale Sinfonia), die den Grundaffekt (z.B. Jubel, Freude, Aufforderung zum Gotteslob) enthält, folgen die Lesung (Evangelist: Bibelwort), eine Betrachtung (z.B. durch ein Rezitativ), ein Gebet (z.B. durch eine Arie) und schliesslich die Antwort „der Gemeinde“ (der Choral). In der ersten Kantate steht die Freude über die Ankunft Christi im Vordergrund.

Der ersten Kantate verleihen der jubelnde Eingangschor, die strahlend glänzende Tonart D-Dur und der schallende Klang von Trompeten und Pauken einen ungemein festlichen Charakter. Angestossen durch diese äussere Bewegung spiegelt die Alt-Arie „Bereite dich, Zion“ die innere adventliche Sehnsucht und gibt eine erste Ahnung von der Grösse des Bevorstehenden. Demgegenüber preist die Bass-Arie „Grosser Herr und starker König“ hymnisch die Majestät Gottes. Der abschliessende Choral formuliert die Bitte, als ständige Erinnerung das eigene Herz zu einer Krippe werden zu lassen.

Die dritte Kantate beschliesst die eigentliche Geschichte der Weihnachtsnacht mit der Anbetung durch die Hirten im Stall zu Bethlehem. Der festliche Eingangschor preist den „Herrscher des Himmels“ mit voller instrumentaler Besetzung. Nach dem Verschwinden der Engel machen sich die Hirten auf den Weg nach Bethlehem, indem sie sich gegenseitig auffordern: „Lasset uns nun gehen“. In einem Wiegenlied versucht Maria, alles Gehörte meditativ zu verinnerlichen, bevor der Evangelist von der fröhlichen Rückkehr der Hirten erzählt. Die Kantate schliesst mit der Wiederholung des festlichen Eingangschors „Herrscher des Himmels“, was ihr besondere Geschlossenheit und einen glänzenden Abschluss verleiht.