Sonntag, 14. Dezember 2025
Kirche Maria Frieden
Jaia Niborski (Sopran), Florencia Menconi (Mezzosopran), Rodrigo Carreto (Tenor), Sebastián León (Bariton),
Barockensemble convivium musicum zürich, Dirk Trüten (Orgel)
Im Schaffen von Marc-Antoine Charpentier nimmt die um 1694 entstandene «Messe de Minuit pour Noël» einen wichtigen Platz ein, zählt sie doch zu den bedeutendsten und gleichzeitig populärsten Kompositionen in diesem Bereich überhaupt. Denn im Frankreich des 17. Jahrhunderts war Weihnachten religiöses Fest und volkstümlicher Glücksmoment zugleich. Die Feierlichkeit einer der bedeutendsten Zeremonien des liturgischen Kalenders wurde mit den schlichten, unverdorbenen, pastoralen Thematiken rund um die Weihnachtsgeschichte kombiniert und durch verschiedene volkstümliche Bräuche ergänzt. Daher verarbeitet Charpentier in der «Messe de Minuit» nicht weniger als elf alte französische Weihnachtslieder (sog. Noëls), die damals einen festen Platz in der Liturgie hatten und der Messe einen tänzerischen Schwung und Charakter verleihen.
Die volkstümlichen Bezüge verleihen dieser Messe Anmut, Echtheit und einen fast naiven Ausdruck der Freude. Daneben gibt es aber auch Momente von grosser Ausdruckskraft und Inbrunst. Charpentier verstand es meisterhaft, den volkstümlichen Kern von Weihnachten mit den Anforderungen der «gelehrten» Musik zu verbinden, um der Feierlichkeit des Weihnachtsfestes zu entsprechen. Man kann sich vorstellen, was für eine Freude und welche Emotionen diese Messe vermitteln konnte, indem sie die Stimmung der familiären Adventsabende in die Weihnachtsliturgie, in eine festliche Gemeinschaft von Priesterschaft und Gläubigen einbrachte und damit das Würdevolle der Messfeier mit der Spontaneität der volkstümlichen Traditionen kombinierte.