Sonntag, 5. Januar 2025
Kirche Maria Frieden
Christina Boner (Sopran), Tobias Knaus (Altus), Andrés Montilla-Acurero (Tenor), Sebastián León (Bariton),
Barockensemble convivium musicum zürich, Dirk Trüten (Orgel)
Mit den Kantaten V und VI setzten wir unseren 2023 begonnenen Zykus mit den wichtigsten Kantaten aus dem Weihnachtsoratorium BWV 248 fort. Bach schlägt nun den Bogen von der Geburt Christi zum Hochfest der Erscheinung des Herrn. Im Zentrum stehen an diesem Festtag die drei Könige oder die drei Weisen, die sich aus dem Morgenland aufmachten und dem Stern nach Bethlehem gefolgt sind. Im Stall von Bethlehem finden sie den neugeborenen Jesus und bringen ihm die kostbaren Geschenke von Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Die V. Kantate des Weihnachtsoratoriums stellt das helle Licht des Sterns von Bethlehem und die Geschichte der Weisen aus dem Morgenlande in den Mittelpunkt der Betrachtung. Hier folgen wir nun der Erzählung des Evangelisten Matthäus, während es in den Kantaten I–IV diejenige des Lukas war. Damit ergibt sich ein spezifisch matthäischer Akzent, der in der letzten Kantate VI dann mit der Anbetung der Weisen und der Flucht nach Ägypten seinen Abschluss findet. Die V. Kantate gehört zu den weniger bekannten Teilen des Gesamtwerks. Mit dem geheimnisvollen Stern und der Frage der Weisen «Wo ist der neugeborene König der Juden?» steht auch die persönliche Frage der Gläubigen nach dem Messias und dem göttlichen Licht im Zentrum – das sich nicht nur vom finsteren Streben des Herodes abhebt, sondern im Kontrast zu den dunklen Stellen des menschlichen Herzens steht. Entsprechend schlägt die mit Oboen d’amore und Streichern eher kammermusikalisch besetzte Kantate verinnerlichte Töne an, die vom schwungvollen Eingangschor «Ehre sei dir, Gott, gesungen» einladend überwölbt werden.
Die VI. und letzte Kantate behandelt einen anderen Aspekt der Epiphanie. Hier geht es um die Huldigung der drei Weisen aus dem Morgenland, um ihre Geschenke für das Christkind – aber auch um dessen Gefährdung, denn König Herodes fürchtet um seine Macht. Das Matthäusevangelium erzählt knapp von der Gefahr, der Bewahrung und Rettung des königlichen Kindes. Daher die triumphierenden Noten dieser abschliessenden Kantate. Ein trompetenglänzender Eingangschor wird von zwei empfindsamen Arien und einem verinnerlichten Choralsatz «Ich steh an deiner Krippen» abgelöst, der die Evangelienlesung von den anbetenden Weisen aus dem Morgenland anrührend ins Heute transferiert. Den Abschluss bildet dann ein vierstimmige Rezitativ sowie der figurierte Choral «Nun seid ihr wohl gerochen». Dieser Satz ist ein absolutes Husarenstück für die Solo-Trompete und übersteigt eigentlich die technischen Möglichkeiten der damaligen Zeit für dieses Instrument. Bach kombiniert die damit einhergehende fast triumphale Attitude mit der Melodie des Passionschorals «O Haupt voll Blut und Wunden» und zieht so noch einmal einen grossen Bogen von der Geburt Christi bis zum Tod am Kreuz.