Orgelkonzert Rien Donkersloot (Amersfoort, NL)

Sonntag, 5. September 2021

Kirche Maria Frieden

Werke von Tilman Susato, Dietrich Buxtehude, Johann Sebastian Bach und Improvisation

Rien Donkersloot wurde 1985 in Rotterdam geboren. Er studierte Orgel und Kirchenmusik am Konservatorium von Rotterdam bei Bas de Vroome und Ben van Oosten, wo er 2008 „cum laude“ abschloss. Darüber hinaus absolvierte er Meisterkurse bei Michel Chapuis, Andres Cea Galan, Harald Vogel, Olivier Latry, Zsigmond Szathmáry und Thomas Trotter. 2004 gewann er den renommierten Orgelwettbewerb in Leiden in der Kategorie Romantik/20./21. Jahrhundert. Im September 2005 nahm er am Orgelwettbewerb in Brielle teil und erwarb den ersten Preis. Im Oktober 2012 erwarb Rien Donkersloot den zweiten Preis beim internationalen Orgelwettbewerb in Breda.

Darüber hinaus studierte er Carillon an der niederländischen Carillonschule in Amersfoort bei Frans Haagen, Henk Verhoef und Gijsbert Kok. Im Jahre 2011 schloss er auch dieses Studium cum laude ab und erwarb den Titel „Master of Music“. Im September 2012 gewann er den ersten Preis beim internationalen Glockenspielwettbewerb in Groningen „Jan Pieterszoon Sweelinck“.

Zur Zeit ist Rien Donkersloot Organist der St-Joriskerk in Amersfoort und der Laurentiuskerk in Mijnsheerenland. Daneben unterrichtet er, gibt Orgelkonzerte in ganz Europa und ist u.a. als Chorbegleiter aktiv. Er veröffentlichte sieben CDs, die sämtlich sehr positive Pressestimmen erhielten. Daneben betätigt er sich als freiberuflicher Carillonneur und gibt regelmässig Carillonkonzerte in den Niederlanden, aber auch in Belgien, Frankreich und Dänemark. Seit 2012 ist er Stadtcarillonneur von Haarlem.

Passionskonzert

Sonntag, 10. April 2022

Kirche Maria Frieden

«Cuando muere el sol» – Passionsmusik des 17. Jahrhunderts aus Spanien und Lateinamerika

Ensemble La Boz Galana

Florencia Menconi (Mezzosopran)
Sebastián León (Bariton)
Silke Gwendolyn Schulze (Dulzian und Blockflöten)
Louis Capeille (Spanische Harfe)
Dirk Trüten (Orgel)

Werke u.a. von Cascante, Correa de Araujo, Duron, Hidalgo und Selma y Salaverde

Cuando muere el sol: «Wenn die Sonne stirbt, / traurige Trauer zieht sich hin: / Himmel, Sterne, / Blumen, Pflanzen, / die Brunnen weinen, / die Morgenröte stöhnt, / die Berge spüren, / die Wellen rauschen, / und das menschliche Herz / bleibt in Ruhe». Mit diesen Worten beginnt das Werk, das diesem Programm seinen Namen gibt. Eine schöne Metapher der Passion Christi: Worte, die ein Gemälde aus der Zeit von Velázquez evozieren.

Parallel zur lateinischen liturgischen Musik waren die Stücke in kastilischer Sprache ein wichtiges Element im Klang religiöser Feiern in Spanien und den amerikanischen Kolonien. Diese Lieder, die sogenannten «Tonos», begleiteten die geistliche Feiern und bekräftigten das göttliche Wort durch verständliche Poesie für die Gläubigen. Nach den Gebräuchen während der Gegenreformation teilten die für diese Kompositionen verwendeten Gedichte (und Musik) die im Theater verwendeten Ressourcen, die nun in die Kirchen übertragen wurden, um ein «göttliches Theater» zu schaffen so und die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu erregen. Neben Instrumentalstücken umfasst dieses Programm Lieder, die die Fasten- und Passionszeit sowie private Andachten zum allerheiligsten Sakrament begleiteten. Die Werke stammen aus Archiven spanischer sowie lateinamerikanischer Kathedralen. Die Stücke aus der Kathedrale von Bogotá wurden von Dr. Sebastián León transkribiert.

Neben der Vokalpolyphonie erlangte auch die Orgelkunst in dieser Zeit grosse Bedeutung. Insofern ist v.a. der andalusische Organist Francisco Correa de Araujo zu nennen, dessen Sammlung Libro de tientos y discursos de musica practica zu den bedeutendsten ihrer Art zählt. Seine Musik vereint den kontrapunktischen Fluss der Musik der Renaissance mit der zwingenden Rhythmik und den virtuosen Melismen, die für die spanische Musik seiner Zeit typisch sind.

Mit dem Ensemble La Boz Galana dürfen wir eine der derzeit führenden Formationen auf dem Gebiet der spanischen Renaissance- und Barockmusik begrüssen. Das Ensemble wurde 2011 von Absolventen der Schola Cantorum Basiliensis gegründet. La Boz Galana tritt regelmässig bei internationalen Festivals wie Vochora, Froville, Musicales de Redon auf. Ein Programm mit Villancicos und geistlicher Musik des spanischen Komponisten Matías Durango erschien 2015 bei dem spanische Label Lindoro auf CD. 2020 kamen zwei weitere Aufnahmen hinzu, die beide von der Kritik sehr positiv aufgenommen wurden: „D’Amor mormora il vento“ (Ramée) mit spanischen und italienischen Liedern und Tänzen aus dem 17. Jahrhundert und „Los ecos de Manzanares“ (Brilliant Classics), mit Liedern aus dem Cancionero de la Sablonara.

Orgelkonzert Sietze de Vries (Groningen)

Sonntag, 9. August 2020

Kirche Maria Frieden

Werke von Bach und Improvisation

Sietze de Vries ist international als Konzertorganist und Kirchenmusiker tätig. Er studierte u.a. bei Wim van Beek, Jan Jongepier und Jos van der Kooy (Improvisation). Neben seinem Masterabschluss besitzt er auch die Befähigungsbescheinigung I für Kirchenmusik und eine besondere Auszeichnung in Improvisation. Während und nach seinem Studium an den Konservatorien von Groningen und Den Haag machte er sich einen Namen, indem er nicht weniger als 15 Preise bei verschiedenen Orgelwettbewerben gewann. Ein Höhepunkt dieser Periode war der Gewinn des internationalen Improvisationswettbewerbs zu Haarlem im Jahre 2002.

Anschliessend setzte Sietze de Vries seine Karriere auch international fort. Er konzertiert mittlerweile in vielen europäischen Ländern, aber auch in den Vereinigten Staaten, Kanada, Russland und Australien. Er unterrichtet Improvisation am Prins Claus Conservatorium zu Groningen und ist als Organist an der berühmten Schnitgerorgel der dortigen Martinikerk tätig. Als künstlerischer Leiter des „Orgel Educatie Centrum“ wirbt er für den historischen Orgelbesitz der Provinz Groningen. Neben seiner Tätigkeit als konzertierender und unterrichtender Organist ist Sietze de Vries europaweit als Exkursionsleiter aktiv, hält Vorträge und Meisterkurse und gestaltet spezielle Kinderprogramme rund um die Orgel. Sein Engagement bei der Förderung von jungen Talenten zeigt sich auch daran, dass er als fester Begleiter des bekannten Roder Jongenskoor, der Roden Girl Choristers und des Kampen Boys Choir amtiert. Artikel aus seiner Hand über Kirchenmusik, Orgelbau und Improvisation erscheinen regelmässig in verschiedenen internationalen Zeitschriften. Als Redakteur für Orgelbau ist Sietze de Vries für die Fachzeitschrift “Het Orgel” tätig.

Weihnachtskonzert

Sonntag, 20. Dezember 2020 – ABGESAGT

Kirche Maria Frieden

„Es ist ein Ros´ entsprungen“ – weihnachtliche Musik aus Italien und Deutschland

Werke von Michael Praetorius, Heinrich Schütz, Giovanni Croce, Baldissera Donato und Claudio Monteverdi

Ensemble Voces Suaves
Dirk Trüten (Orgel)

Voces Suaves ist ein Vokalensemble aus Basel, das Musik der Renaissance und des Barock in solistischer Besetzung aufführt. Historisch informiert strebt es eine fesselnde Rhetorik verbunden mit einem warmen und vollen Gesamtklang an, der die Musik emotional unmittelbar erlebbar macht. Durch die mehrjährige intensive Zusammenarbeit ist eine grosse Vertrautheit im musikalischen Schaffen entstanden.

Das 2012 von Tobias Wicky gegründete Ensemble besteht aus einem Kern von acht professionellen Sängerinnen und Sängern, von denen die meisten einen Bezug zur Schola Cantorum Basiliensis haben. Das Ensemble arbeitet seit 2016 ohne musikalische Leitung. Folglich ist zur Erreichung des künstlerischen Ergebnisses der Gestaltungswille jedes Einzelnen unentbehrlich. Das Repertoire umfasst italienische Madrigale, Werke des deutschen Frühbarocks und grösser besetzte italienische Oratorien und Messen.

Bei der Programmgestaltung wird darauf geachtet, dass neben den Werken bekannter Meister wie Claudio Monteverdi oder Heinrich Schütz auch solche von heute vergessenen Komponisten wie Lodovico Agostini oder Giovanni Croce zur Aufführung gelangen. Voces Suaves tritt an bedeutenden Festivals in ganz Europa auf, unter anderem am Festival d’Ambronay, Festival de Saintes, Festival de Paris, Les Grands Concerts de Lyon, Ravenna Festival, Monteverdi Festival Cremona, MA Festival Brügge, Bozar Brüssels, Oslo Internasjonale Kirkemusikkfestival, Festival Misteria Paschalia Krakow, Staatsoper Berlin, Festspiele Potsdam Sanssouci und an den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik. In den Jahren 2014–2016 war das Ensemble Teil des europäischen Förderprogramms „Emerging European Ensembles Project“. Voces Suaves schliesst sich regelmässig mit befreundeten Ensembles zusammen um auch grösser besetzte Werke aufführen zu können, wie Monteverdis «Marienvesper» oder den «Schwanengesang» von Schütz. Seit 2015 sind verschiedene Einspielungen von Voces Suaves bei den Labels claves records, Ambronay éditions, Arcana (Outhere Music) und Deutsche Harmonia Mundi erschienen und mit diversen internationalen Preisen ausgezeichnet worden (u. a. Diapason découverte, Classica).

Orgelkonzert Jörg-Andreas Bötticher (Basel)

Sonntag, 25. Oktober 2020

Kirche Maria Frieden

„Nord und Süd im Dialog“: Werke von Steigleder, Scheidt, Strunck, Pachelbel, Richter, Böhm und Buxtehude sowie Improvisation

Jörg Andreas Bötticher stammt aus Berlin und studierte Alte Musik in Basel. Einem Diplom für Orgel bei Jean-Claude Zehnder und für Cembalo bei Andreas Staier schlossen sich Studien bei Jesper B. Christensen und Gustav Leonhardt an. Mit dem Ensemble „La Fenice“ und der Violonistin Helène Schmitt erkundete er die Musik des italienischen Frühbarock. Er konzertiert als Solist, mit der Geigerin Plamena Nikitassova sowie mit verschiedenen Kammermusik- und Orchesterformationen (u.a. Akademie für Alte Musik, La Cetra, Bachstiftung St. Gallen). Darüber hinaus wirkte er bei Aufführungen der Matthäuspassion mit den Berliner Philharmonikern unter Simon Rattle mit (u.a. in London und New York). Bötticher ist Professor für Cembalo, Orgel und Generalbass an der Schola Cantorum Basiliensis. An der Hochschule für Musik in Basel unterrichtete er bis 2016 Aufführungspraxis älterer Musik. Kurse und Vorträge führten ihn an verschiedene europäische Musikhochschulen und nach Südamerika. Er ist Organist an der Predigerkirche Basel und künstlerischer Leiter der „Abendmusiken in der Predigerkirche“. Daneben wirkt er auch als Juror bei internationalen Orgelwettbewerben wie z.B. in Innsbruck, Lausanne oder Lübeck.

Als Musikwissenschafter publiziert er zu den Themen Generalbass, Musikästhetik sowie zum Kantatenoeuvre Bachs. Verschiedene CD-Aufnahmen dokumentieren sein Interesse für unbekanntere Komponisten, wie z.B. Alessandro Poglietti, Michelangelo Rossi und Gottlieb Muffat, Carlo Zuccari und Gaspard Fritz. Seine Einspielungen der Bach-Sonaten für Violine und Cembalo obligato und der Triosonaten von Caldara (mit Amandine Beyer und Leila Schayegh) erhielten den Diapason d’or.

Orgelkonzert Masaaki Suzuki

Sonntag, 21. August 2022

Kirche Maria Frieden

Prof. Masaaki Suzuki (Tokio)

Werke von Johann Sebastian Bach

Masaaki Suzuki geniesst als Dirigent, Organist, Cembalist und Interpret der Werke Johann Sebastian Bachs weltweit höchstes Ansehen. Ein Rezensent des International Record Guide brachte diesen Sachverhalt wie folgt auf den Punkt: „Mit Suzuki kann man Bachs Herz schlagen hören.“

Als künstlerischer Leiter des Bach Collegiums Japan ist er besonders durch seine Aufnahmen der wichtigsten Choralwerke und sämtlicher geistlichen Kantaten Bachs international bekannt geworden und erfuhr mit seinen Einspielungen Lob und Auszeichnung. So wurde seine Gesamteinspielung des Bach`schen Kantatenwerks u.a. mit einem „Echo Klassik“, dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik, dem „Diapason d’Or de l’Année“ und der Bach-Medaille der Stadt Leipzig gewürdigt. Darüber hinaus ist er Träger des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Neben der Pflege der Werke Johann Sebastian Bachs liegt ihm auch die Musik von Britten, Beethoven, Fauré, Mahler, Mendelssohn, Mozart und Strawinsky am Herzen. Hierzu wird er als Dirigent regelmässig von renommierten Orchestern wie dem Deutschen Symphonieorchester Berlin, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem New York Philharmonic und dem San Francisco Symphony Orchestra eingeladen. In dieser Saison debütiert Suzuki mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment im Rahmen einer Europatournee.

Vielleicht weniger bekannt ist, dass Masaaki Suzuki seine Karriere im Alter von 12 Jahren als Organist in seinem Geburtsort Kobe begann. Nach einem Studium in Komposition und Orgel an der Universität Tokio wechselte er nach Amsterdam, wo er Cembalo und Orgel bei Ton Koopman und Piet Kee studierte und mit dem Solistendiplom für beide Instrumente abschloss. Anschliessend gewann er mehrere Preise in den Fächern Orgel und Basso continuo beim Festival van Vlaanderen in Brügge. Heute ist Masaaki Suzuki nicht nur als Dirigent und Solist, sondern auch als Professor für Orgel und Cembalo an der Universität für Kunst und Musik Tokio tätig. Darüber hinaus nimmt er eine Gastprofessur für Chorleitung an der Yale University (USA) wahr.

Suzuki ist der Orgel zeitlebens treu geblieben und hat verschiedene CDs mit Werken von Bach, Buxtehude und Sweelinck aufgenommen.

„Le génie de la danse“

Sonntag, 17. Mai 2020 – ABGESAGT

Kirche Maria Frieden

Opéra-ballet von Jean-Philippe Rameau

Yves Rechsteiner, Lyon (Orgel)
Tanzkompagnie Davidson Farias (Zürich)

Als Komponist steht der 1683 geborene Jean-Philippe Rameau gleichberechtigt neben seinen Zeitgenossen Bach und Händel. Nach dem Urteil von Camille Saint-Saëns war „der unsterbliche Rameau (…) das grösste musikalische Genie, das Frankreich hervorgebracht hat.“ Unsterblich haben ihn vor allem seine Opern gemacht, die auch heute noch regelmässig auf allen grossen Bühnen gespielt werden. Obwohl er lange Zeit auch als Organist tätig war, sind keine originären Orgelwerke von ihm überliefert. Bereits seine Schüler haben diesen Umstand bedauert und dem Wunsch des Publikums nach Orgelmusik aus der Hand der Meisters Rechnung getragen, indem sie Auszüge aus den Opern Rameaus – insbesondere die berühmte Chaconne („Les Sauvages“) aus „Les Indes Galantes“ – im Rahmen öffentlicher Konzerte auf der Orgel spielten.

Der Organist Yves Rechsteiner hat diese Tradition aufgegriffen und 2008 ein „Livre d`orgue de Monsieur Rameau“ herausgegeben, in dem er passende Stücke aus verschiedenen Opern (so etwa aus „Les Indes Galantes“, „Zoroastre“, „Hippolyte et Aricie“, „Les Fêtes d’Hébé“ und „Platée“) für die Orgel eingerichtet und in verschiedenen Suiten zusammengestellt hat. Yves Rechsteiner stammt aus Yverdon-les-Bains und gewann nach seinem Studium am Genfer Konservatorium eine Vielzahl internationaler Preise für Orgel und Cembalo (Genf, Prag, Brügge, Speyer). 1995 wurde er zum Professor für Basso continuo und zum Leiter der Abteilung für Alte Musik am Conservatoire Supérieur de Lyon ernannt. Seit 2013 leitet er als Nachfolger von Michel Bouvard das Festival „Toulouse-les-Orgues“.

Wie in allen französischen Opern der Zeit, kommt dem Tanz auch bei Rameau eine wichtige Rolle zu: Tanz war im 18. Jahrhundert geradezu eine nationale Obsession der Franzosen. So kam auch die Dramaturgie der damaligen Oper ohne Balletteinlagen nicht aus, was in der Bezeichnung „Opéra-ballet“ deutlich zum Ausdruck kommt. Auch in diesem Metier war Rameau führend, insbesondere wenn es galt, Szenerien zu entwickeln, die in göttlichen oder exotischen Welten angesiedelt waren. Es darf als ein besonderer Glücksfall bezeichnet werden, dass sich der renommierte brasilianische Tänzer und Choreograph Davidson Farias bereit erklärt hat, Rameaus Musik speziell für diesen Anlass mit seinem Ensemble tänzerisch umzusetzen. Davidson Farias begeisterte 2019 durch seine Choreographie von Rameaus „Hippolyte et Aricie“ am Opernhaus Zürich.

Passionskonzert

Sonntag, 2. April 2023

Kirche Maria Frieden

François Couperin: Leçons de Ténèbres

Ulrike Hofbauer (Sopran)
Irene Olshevskaia (Sopran)
Brian Franklin (Gambe)
Emanuele Forni (Theorbe)
Dirk Trüten (Orgel)

Im Zentrum unseres diesjährigen Passionskonzerts steht die Vertonung von Abschnitten aus den Klageliedern des Propheten Jeremia. Diese Texte gehören zu den bewegendsten Passagen des Alten Testaments. Jeremia trauert über die Besetzung und den Untergang der Stadt Jerusalem, die Zerstörung des Tempels und die Vertreibung der Juden. In der katholischen Liturgie bilden die Klagelieder traditionell die Lesungen der Matutin in der Karwoche. Jede Lektion schliesst mit dem flehentlichen Aufruf an das Volk: „Jerusalem, wende dich zu Gott, deinem Herrn“. Unter den zahlreichen Vertonungen nehmen die 1714 erschienenen Leçons de Ténèbres von François Couperin einen herausragenden Rang ein. Selten findet die Kirchenmusik des Barock zu einer Sprache, die an Tiefe der Aussage diesen Lamentationen gleichkommt. Im Gegensatz zu den ersten beiden Lesungen, die als Solokantaten konzipiert sind, hat Couperin die dritte als Duett ausgestaltet. Im liturgischen Rahmen eines nach und nach dunkler werdenden Kirchenraums trägt diese Besetzung zur Steigerung des dramatischen Effekts bei: es ist eine Musik, die dem langsamen Verlöschen mit zunehmender Intensität der Leidenschaft begegnet. Diesen Effekt hat der Komponist im Sinne eines barocken „Gesamtkunstwerks“ sehr bewusst in sein kompositorisches Konzept integriert.

Die international renommierte Sopranistin Ulrike Hofbauer studierte Gesang und Gesangspädagogik an den Hochschulen in Würzburg und Salzburg sowie an der Schola Cantorum Basiliensis. Die in Oberbayern geborene Sängerin musizierte als Solistin u.a. mit dem Collegium Vocale Gent, L’Arpeggiata, La Chapelle Rhénane, L’Orfeo Barockorchester und Cantus Cölln und arbeitete u.a. mit Philippe Herreweghe, Christina Pluhar, Andrea Marcon, Gustav Leonhardt, Rudolf Lutz und Jörg-Andreas Bötticher zusammen. Von 2014 bis 2019 war Ulrike Hofbauer Professorin für Barockgesang am Mozarteum in Salzburg. Seit 2017 unterrichtet sie historischen Gesang in Strassburg und ab September 2019 ebenfalls an der Schola Cantorum Basiliensis in Basel. Neben Radiomitschnitten und Live-Auftritten dokumentieren zahlreiche CD- und Filmproduktionen ihre Vielseitigkeit.

Kammermusik „à la française“

Sonntag, 9. Februar 2020

Kirche Maria Frieden Dübendorf

Werke von François Couperin (1668-1733), Robert de Visée (um 1660-1732), Jean-Philippe Rameau (1683-1764), Francesco Corbetta (1615-1681), Jean-Marie Leclair (1697-1764) und André Chéron (1695-1766)

Daria Zappa Matesic (Violine)
Inès Morin (Violine)
Stefania Verità (Violoncello)
Emanuele Forni (Theorbe und Gitarre)
Naoki Kitaya (Cembalo)

Eleganz und Raffinesse sind Eigenschaften, die der französischen Kammermusik des Barock zu Recht zugeschrieben werden. Diese Verfeinerung hängt sicherlich damit zusammen, dass der Musik am Hof Ludwigs XIV. eine bedeutende Rolle zufiel. Sie war nicht nur Klangkulisse bei Festen und feierlichen Banketten, sondern diente der Machtrepräsentation und der Selbstdarstellung des Königs. Von den zahlreichen am Hof angestellten Musikern hatte jedoch nur ein kleiner Kreis von Auserwählten – die Mitglieder der „Musique de la Chambre“ das Privileg, fernab jeglicher Repräsentation ganz allein für den König in seinen Privatgemächern  zu musizieren. In diesem besonderen Rahmen erklangen virtuose Violinsonaten im damals modernsten italienischen Stil, Suiten aus charaktervollen Tänzen und vor allem – als intimste Darbietungsform – Solowerke für die Laute und die Gitarre. Unser Programm „à la française“ bietet die seltene Gelegenheit, einer solch exklusiven „Soirée du Roy“ zu lauschen…

Die Tessinerin Daria Zappa Matesic hat sich einen Namen als Kammermusikerin, Solistin und Pädagogin gemacht. Heute ist sie Stimmführerin im Zürcher Kammerorchester. Sie war lange Mitglied des casalQuartetts und hat mit diesem Ensemble Konzerte in aller Welt gegeben sowie diverse CDs eingespielt; mit «Birth of the String Quartet» hat das Quartett 2010 den Echo Klassik Preis gewonnen. Inès Morin ist ebenfalls Mitglied des Zürcher Kammerorchesters. Sie studierte u.a. an der Zürcher Hochschule der Künste und gewann 2019 den renommierten Edwin-Fischer Wettbewerb.

Stefania Verità ist Solocellistin in verschiedenen Orchestern wie der Camerata Zürich, dem Sinfonieorchester St. Gallen und der Zuger Sinfonietta. Sie konzertiert in verschiedenen kammermusikalischen Formationen in Europa, den USA und Asien. Seit 2014 unterrichtet Stefania Verità am Konservatorium Zürich. Emanuele Forni zählt zu den gefragtesten Musikern auf dem Gebiet der Lauteninstrumente. Er arbeitet mit renommierten Klangkörpern wie dem Tonhalle Orchester Zürich und Dirigenten wie Giovanni Antonini, Pierre Boulez und Ton Koopman zusammen. Als Solist konzertiert er in namenhaften Sälen in der ganzen Welt, so etwa in der Carnegie Hall New York und im Berliner Konzerthaus. Der international renommierte Cembalist Naoki Kitaya ist schon seit seiner Jugend auf den Bühnen Europas zu Hause. Er studierte u.a. bei Nikolaus Harnoncourt und Andreas Staier und lehrte an der Musikhochschule Zürich. Er spielt zusammen mit Künstlern wie Daniel Hope und Maurice Steger und tritt in Konzertsälen wie den Berliner Philharmonikern, dem Musikverein in Wien und der Carnegie Hall in New York auf.

„Natalitia Sacra“ – Lübecker Weihnachtsvesper 1682

Sonntag, 15. Dezember 2019 (18.00 Uhr)

Lazariterkirche Gfenn

Eva Soler (Sopran)
Roman Melish (Altus)
Matthieu Romanens (Tenor)
Sebastián León (Bariton und Leitung)
Berta Ares (Barockgeige)
Marta Ramírez (Barockgeige)
Filipa Meneses (Violone)
Parsival Castro (Theorbe)
Dirk Trüten (Orgel)

Zeno Cavigelli (Wort)

 Werke von Dietrich Buxtehude, Michael Vulpius, Giovanni Rovetta, Michael Praetorius, Heinrich Schütz, Johann Hermann Schein, Sethus Calvinius

Dietrich Buxtehude war der wohl bedeutendste Komponist im deutschsprachigen Raum am Ende des 17. Jahrhunderts. Als Organist und Werkmeister prägte er seit seinem Amtsantritt 1667 das musikalische Leben an der Lübecker Marienkirche. Neben den „Abendmusiken“, die auch unserer Dübendorfer Konzertreihe den Namen gegeben haben, oblag ihm u.a. die Gestaltung der nachmittäglichen Vespern an hohen kirchlichen Feiertagen.

Einen faszinierenden Einblick in die ansonsten unbekannte Musizierpraxis jener Zeit gewährt uns ein Textbuch mit dem Programm der Weihnachtsgottesdienste 1682/83. Dieses einzigartige Dokument ist betitelt „Natalitia Sacra, oder Verzeichnüs aller Texte, Welche in bevorstehenden Heiligen Festen, als Weinachten, Neuen Jahr und Heil. Drey Könige allhie zu St. Marien sowohl Vor- als Nachmittag, theils vor und nach den Predigten (…) mit genugsamer Vocal-Hülffe sollen musiciret werden“. Zusammen mit den erhaltenen Notenbeständen der Marienkirche erlaubt es die hypothetische Rekonstruktion einer Weihnachtsvesper, wie sie zu Buxtehudes Zeiten in Lübeck erklungen haben könnte. Dabei erklangen sowohl gross besetzte Motetten damals schon älterer Meister wie Rovetta oder Praetorius, solistisch konzipierte „moderne“ Musik von Buxtehude selbst sowie mehrstimmig gesetzte Weihnachtschoräle norddeutscher Tradition. Diese Vielfalt macht die Lübecker Weihnachtsvesper von 1682 auch heute noch zu einem besonderen Musikerlebnis. Die Realisierung dieses aussergewöhnlichen Projekts liegt in den Händen des aus Absolventen der renommierten Schola Cantorum Basiliensis bestehenden Barockensembles convivium musicum. Das Ensemble widmet sich intensiv der Alten Musik und vereint hochqualifizierte Solistinnen und Solisten zu einem sinnlichen, homogenen Ensembleklang.