Orgelreisen: Rückblick

Orgelreise 2017: Holland

Vom 22. bis 29. April 2017 führte uns unsere jährliche Orgel- und Kulturreise nach Holland, wo sich im „goldenen Zeitalter“ des 17. Jahrhunderts eine Orgelkultur entfalten konnte, die ihresgleichen sucht. Weltberühmt sind die prachtvollen Instrumente in Haarlem, Amsterdam, Alkmaar oder Gouda, die schon Händel und Mozart bewunderten und die uns auf unserer Reise durch Sietze de Vries und Bernhardt Edskes näher gebracht wurden. Ausserdem bewunderten wir die Tulpenblüte auf dem nur zu dieser Jahreszeit geöffneten Keukenhof, begegneten der grossen Malerei Rembrandts und erlebten den Arbeitsalltag früherer Zeiten in den Windmühlen des Freilichtmuseums „Zaansche Schans“.

Orgelreise 2018: Westfalen

Diese Orgelreise führte uns vom 28. April – 5. Mai 2018 nach Westfalen, wo wir eine reichhaltige historische Orgellandschaft antrafen. Lemgo, Ostönnen und Melle sind nur einige Höhepunkte. Unglaublich scheint es, dass man heute noch Orgelklänge hören kann, wie es sie bereits vor fast 600 Jahren gab. Es ist jedes Mal wieder ein ganz besonderer Moment, wenn unser musikalischer Begleiter Sietze de Vries diese Zeugen der Vergangenheit zum Erzählen bringt. Das für den Orgelgenuss nötige Fachwissen wurde uns wiederum durch den Orgelbauer Bernhardt Edskes vermittelt, der es auch diesmal wieder verstand, diese besondere Materie leicht verständlich zu erläutern.

In Westfalen als dem Land berühmter Pferdezuchten liessen wir die historische Orgelkunst für einmal beiseite und genossen in der fürstlichen Hofreitschule Bückeburg barocke Reitkunst. Vor allem die Interpretation des Niedersachsenpferdes, wo sich das Pferd vor einem grossen roten Tuch steil in die Pesade erhebt und so das Landeswappen darstellt, war von grosser Wirkung. Im Orgelmuseum Borgentreich wurde uns auf verständliche Weise die Orgelbaugeschichte und die Funktion dieses Instruments erklärt. Direkt im Anschluss erlebten wir auf der dortigen grossen Barockorgel eine musikalische Sternstunde mit Sietze de Vries.

Neben dem Genuss der Orgelkunst hatten wir Gelegenheit, die bekanntesten kulturellen und landschaftlichen Sehenswürdigkeiten der Gegend, wie die markanten Externsteine, das zum Gedenken an die Varusschlacht errichtete Hermannsdenkmal, die mittelalterliche Handelsstadt Soest sowie die Bischofsstadt Paderborn zu erleben. Abends kehrten wir jeweils ins Hotel „gräflicher Park“ nach Bad Driburg zurück. Nicht zuletzt haben sicher die schönen Hotelzimmer, das reichhaltige Frühstücksbuffet und der beheizte Aussenpool zur guten Stimmung beigetragen.

Orgelreise 2019: Normandie

In der Woche vom 27. April bis Samstag, 4. Mai bereisten wir mit einer Gruppe von 32 Personen die Normandie. An der Schnittstelle zwischen französischen, englischen und niederländisch-flan­dri­schen Einflüssen bildet die Normandie eine einzigartige Kultur- und Orgellandschaft von europäischem Rang. Ihren Namen verdankt sie den nordeuropäischen Wikingern, die das Land im neunten Jahrhundert in Besitz nahmen und von hier aus im Jahre 1066 unter Wilhelm dem Eroberer auch England unter ihre Herrschaft brachten. Hiervon berichtet anschaulich der Teppich von Bayeux (UNESCO-Welt­kultur­erbe) aus dem 11. Jahrhundert. Von einer reichen Vergangenheit zeugen nicht nur malerische Fachwerkbauten, sondern auch der prächtige Flamboyantstil vieler Kirchen.

Zudem beherbergt die Normandie einen in Frankreich einzigartigen Schatz historischer Orgeln aus dem 17.-19. Jahrhundert. Dabei reicht das Spektrum vom erlesenen „cabinet d’orgue“ (um 1750, vormals im  Schloss von Versailles) aus dem Besitz der französischen Königin Maria Leszczyńska über repräsentative Stadt- und Klosterorgeln des Barock (u.a. St Martin de Boscherville 1627, Bolbec 1631, Dieppe Saint-Remy 1739) bis hin zur sinfonischen Orgelbaukunst der Spätromantik. In der Normandie hat der wohl bekannteste französische Orgelbauer überhaupt, Aristide Cavaillé-Coll, einige seiner schönsten Werke hinterlassen (u.a. Elbeuf, Saint Jean 1858, Caen Saint Etienne 1885, Abtei St. Ouen Rouen 1890).

Ihren Ruf als attraktives Reiseziel verdankt die Normandie auch ihren Landschaften. Schon im 18. Jahrhundert entdeckte die englische Aristokratie die Schönheit der Kreideklippen der Alabasterküste. Später entstanden v.a. an der Côte Fleurie weltbekannte Seebäder wie Deauville/Trouville, die nicht nur die feine Pariser Gesellschaft der Belle Epoque anzogen, sondern auch „Maler des Lichts“ wie Claude Monet zu Meisterwerken inspirierten.

Orgelreise 2023: Ostfriesland

Vom 28. April bis Freitag 5. Mai 2023 bereisten wir mit einer Gruppe von 28 Personen Ostfriesland. Mit einem Bestand von rund 90 bedeutenden historischen Orgeln aus sechs Jahrhunderten zählt die im äussersten Nordwesten Deutschlands gelegene Region zu den reichsten Orgellandschaften der Welt. Hier kann die Entwicklung der Orgelkunst von der Spätgotik bis in die Gegenwart authentisch nachvollzogen werden. Einflüsse aus den Niederlanden, Norddeutschland und Westfalen tragen zu einer grossen klanglichen und gestalterischen Vielfalt bei. Hervorzuheben sind u.a. die 1686-1692 von Arp Schnitger erbaute Orgel der Ludgerikirche in Norden, die gotische Orgel in Rysum (um 1440), die Renaissance-Instrumente von Uttum und Osteel sowie die Orgeln der Schnitger-Schule in Pilsum, Dornum und Marienhafe. „Empfindsame“ Farben steuern  die Instrumente von Friedrich Wenthin bei, die das Ende des Barockzeitalters markieren.

Ostfriesland ist eine Kulturlandschaft mit ganz eigenem Charakter, der sich besonders in den pittoresken Sielhäfen wie Greetsiel erleben lässt. Roter Backstein prägt die Architektur der zahlreichen, überaus eindrücklichen mittelalterlichen Kirchen, die zum Schutz vor Sturmfluten zumeist auf künstlichen Hügeln, den sog. Warften errichtet wurden. Ihre hohen Türme dienten – wie etwa in Pilsum und Marienhafe – nicht zuletzt als Leuchtfeuer für die Schifffahrt.

Zum Erlebnis Ostfriesland gehört auch der seit 2009 zum UNESCO-Weltnaturerbe zählende Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Die Einmaligkeit dieser von Salzwiesen, Sand und Dünen geprägten amphibischen Landschaft lässt sich besonders intensiv auf einer der dem Festland vorgelagerten Inseln erfahren. Die enge Verbindung zum Meer zeigt sich schliesslich auch in der Ess- und Trinkkultur Ostfrieslands. Aufgrund ihrer identitätsstiftenden Funktion wurde die ostfriesische Teekultur sogar als immaterielles Kulturerbe der UNESCO anerkannt.